Vor mehr als einem Jahr habe ich einen Gastartikel für April von Blacksburg Belle geschrieben. Damals wollte ich auch eine „deutsche Version“ davon schreiben, habe es aber schlicht und einfach vergessen. Während ich in den letzten Wochen an einem wundervollen Projekt gearbeitet habe – Psst, mehr dazu nächste Woche! ;-) – habe ich viel über Selbstachtsamkeit, auf sich achten, sich um sich kümmern nachgedacht und da fiel mir dieser Gastbeitrag wieder ein. Denn es ging um „play time“.
Mit „play time“ mein ich Zeit, die Du mit etwas verbringst, was einfach nur Spaß macht. Reines Vergnügen. Das Ziel ist Freude haben. Das Ergebnis von was auch immer Du tust, sollte unwichtig sein. Es geht einfach nur um den Prozess und dass Du diesen an sich genießt.
Ich glaube, das dieses „Spielen“ für uns alle wichtig ist. Auch, oder besonders, wenn man im Alltag viel kreativ ist. Wenn man den ganzen Tag damit verbringt Dinge zu tun, die ein bestimmtes Ziel haben – ein Bild malen, ein Kuscheltier nähen, ein Buch schreiben, einen Kurs geben, die Kinder ordentlich angezogen in der Kita abgeben ;-) – dann braucht man auch etwas, womit man wieder „auftanken“ kann. Wo es unwichtig ist, was dabei herauskommt. Wo man sich treiben lassen kann und einfach nur den Moment genießt. Für mich ist das kreatives Spielen.
Oft unterschätzen wir total wie wichtig es ist, auch mal etwas zu tun, ohne dass das Ziel oder das Produkt am Ende eine Rolle spielt. Auch ich hab das lange Zeit total unterschätzt. Aber seit dem ich mir täglich – ja, TÄGLICH! – Zeit fürs Spielen nehme, geht es nicht nur mir besser, auch meine Familie findet mich deutlich einfacher zu ertragen. ;-)
Und ich dachte als Inspiration für Dich, könnte ich ja mal erzählen und zeigen, was ich so während meiner „Spielzeit“ mache. Und vielleicht hast Du danach dann auch Lust auf „spielen“ ;-)
Für’s Spielen habe ich eine ganze Liste an unterschiedlichen Möglichkeiten. Was ich dann tatsächlich mache, hängt größtenteils davon ab, wie viel Zeit ich an dem Tag habe.
{10 Minuten oder mehr}
Mein Lieblingsspielzeug ist mein Notizbuch. Ich habe es IMMER bei mir. (Wenn ich es vergesse oder verlege, krieg ich echt Angst.) Ich benutze es oft für kreative Mini-Pausen. Egal wo ich bin. Auf dem Spielplatz mit den Kindern. Wenn ich im Kindergarten auf den Mini warte. Oder wenn die Kinder im Garten spielen und ich „Aufsicht“ habe.
An manchen Tagen ist so viel los, dass ich nicht dazu komme auch nur einmal mein Notizbuch zu öffnen. An solchen Tagen nehm ich es dann abends zur Hand, kuschel mich aufs Sofa oder ins Bett, habe eine Tasse Tee dabei und dann kritzel, schreibe oder zeichne ich. Selbst wenn es nur für ein paar Minuten ist … es macht Spaß. Und ich fühle mich danach besser.
{10 Minuten oder mehr}
An manchen Tagen muss das Leben einfach etwas bunter werden. Zeit für meine Buntstifte. Sie waren ein Geburtstagsgeschenk von meinen Schwestern. 72 Farben! Ich schwöre, als ich sie ausgepackt habe, hat die Erde mit mir einen kleinen Freudensprung gemacht.
{30 Minuten oder mehr}
Wenn ich mehr Zeit habe, dann hol ich natürlich auch gern Pinsel und Farben raus. Ich liebe es Farbe ohne einen Gedanken an ein Endresultat zu verteilen. Neue Farbkombinationen erfinden ohne Angst etwas kaputt zu machen. Und wenn es mir nicht gefällt, dann kann ich es einfach wieder übermalen. Das Leben ist doch wundervoll, oder?
{1 Stunde oder mehr}
Ich liebe es draußen zu sein. Ich liebe Natur – besonders Wald oder Wasser. Einige meiner „Spielzeit“ verbring ich gern draußen, neue Gegenden erkunden und fotografieren. Am liebsten nehme ich einfach mein Rad und fahre. Kein Nachdenken. Nur fahren. Ab und zu mal anhalten, um den Ausblick zu genießen oder ein Foto zu machen. Ich finde ein bißchen Veränderung immer sehr inspirierend und einige meiner besten Ideen, hab ich draußen.
{10 Minuten und mehr}
Wenn mir mehr nach etwas beruhigendem, langsamen ist, dann stick ich manchmal. Es sind meist kleinere Projekte – kleine Details auf etwas Handgemachtem. Als Kind habe ich ziemlich viel gestickt, es war eine der ersten Handarbeitstechniken, die ich gelernt habe. Schöne Erinnerungen.
{30 Minuten und mehr}
Und ich nähe auch gern. Während meiner Spielzeit mach ich allerdings eher kleine Projekte, die nicht viel planen oder messen erfordern. Einen Patchwork-Schal aus alten T-Shirts nähen zum Beispiel. Das gleichmäßige Brummen der Nähmaschine ist erstaunlich beruhigend. Fast wie das Schnurren einer Katze.
{10 Minuten oder mehr}
Wenn ich mich wirklich beruhigen möchte – oder muss – dann hol ich meine Stricknadeln raus. Mit zwei Kindern im Haus kann „ruhig bleiben“ recht schwierig sein. Aber Stricken ist wahnsinnig beruhigend. Ich bin vermutlich die absolut langsamste Strickerin der Welt. Aber ich genieße es unglaublich. Irgendwie ist stricken fast wie eine Meditation. Und man muss auch nicht groß etwas vorbereiten oder so – einfach Strickzeug in die Hand nehmen wann auch immer mal ein paar Minuten Zeit sind und zwei Reihen stricken.
{30 Minuten oder mehr}
Ich mach auch gern Farbcollagen. Dazu klebe ich einfach Schnipsel von Zeitschriften zu neuen Farbkombinationen zusammen. Probier es einfach mal aus. Es ist total einfach und macht Spaß. Und wenn sie fertig sind, hänge ich sie als Inspiration in mein Studio.
{10 Minuten oder mehr}
Soll ich Dir was verraten? Aber nicht weitersagen. Ich liebe Bilderbücher. (Manchmal ist es echt praktisch Kinder zu haben. Ansonsten würden sich die Damen in der Bibliothek vermutlich inzwischen fragen, warum ich dauernd in der Kinderbibliothek bin.) Irgendwie geben mir Bilderbücher ein ganz besonderes Gefühl. Ich fühl mich wieder ein bisschen wie ein Kind. Sie geben mir das Gefühl, dass ich zu fremden Orten reisen kann – real oder nicht-real – einfach nur indem ich die Bilder anschau. Und sie inspirieren mich fast immer zum zeichnen oder malen.
Natürlich lese ich auch liebend gern Bücher. Aber für meine Spielzeit wähle ich ganz gern Bücher aus, die ich anschauen kann. Alles mit schönen Bildern ist erlaubt. Neben Bilderbüchern mag ich auch sehr gern inspirierende Zeitschriften, Bastel-, Näh- oder Dekobücher, auch Kochbücher mit schönen Bildern oder auch Bildbände von anderen Ländern oder Kataloge mit schönen Bildern mag ich. Alles was schön anzusehen ist. Und wenn ich eine Tasse Tee oder einen Keks dazu haben kann, schadet das auch nicht. ;-)
{10 Minuten oder mehr}
Und als letztes – ich liebe häkeln. Die Grundstiche habe ich als Kind gelernt und mir später immer wieder Neues beigebracht. Besonders Spaß macht es, wenn man dicke kuschelige Wolle benutzt. Ich, etwas Wolle, eine Häkelnadel und ein Sessel mit Decke … und ich bin glücklich für Stunden. (Ich bin offensichtlich schon bestens auf ein Leben als Oma vorbereitet. *lach*)
Und falls Du Dich fragst, warum in allen Fotos ein Stoffpferd zu sehen ist. Und manchmal eine Teetasse. Einfach. Ich liebe Tee. Tee macht ALLES besser. Selbst spielen. Oder besonders spielen. Spielzeit ist MEINE Zeit – und Tee gehört für mich einfach dazu.
Und das Pferd – es heißt Nikolaus. Ich weiß gar nicht, wann genau ich es bekommen habe – oder von wem. Seit ich mich erinnern kann, war es da. Wenn ich als Kind traurig war, hab ich mit ihm geredet. (Und natürlich hat es geantwortet.) Ich liebe das Pferd immer noch und habe es in die Bilder getan, weil „spielen“ für uns und unsere Kreativität das ist, was das Pferd für mich als Kind war – ein guter Freund, der mich glücklich macht und mir hilft mich ausgeglichen und geborgen zu fühlen.
So, eine ganz schön lange Liste oder?
Natürlich mach ich nicht all diese Dinge jeden Tag. Und natürlich ändert sich die Liste auch immer mal. Momentan häkel und stricke ich zum Beispiel recht selten, dafür hab ich das handlettering für mich entdeckt, was ich total gern mal für 10 Minuten mache. Es geht nicht darum, dass Du eine feste Liste für den Rest Deines Lebens hast, sondern darum, dass Du darauf hörst, was Du gerade brauchst und was Dir gerade gut tut.
Ich hoffe, der Post inspiriert Dich, Dir eine eigene Liste mit „Vergnügungen“ anzulegen. Und täglich Spaß zu haben. Wenn Dir dieser Denkanstoß gefallen hat und Du gern mehr zum Thema Selbstachtsamkeit lesen würdest, dann hab ich nächste Woche etwas Neues für Dich. Schau vorbei oder trag‘ Dich für meinen Email-Newsletter ein, damit Du es nicht verpasst.
Und nun würd ich gern wissen, wie „spielst“ Du am liebsten? Was ist für Dich reines Vergnügen?